Freifeld ist ein Verein zur gemeinnützigen Förderung progressiver Musikformen.
Diese umfasst die Organisation und das Veranstalten der Konzertreihe Freistunde, die Aufzeichnung und Veröffentlichung der Konzerte im Freistunde Online-Archiv, wo sämtliche Aufnahmen gratis zum Download bereitstehen sowie die Veröffentlichung von Tonträgern und das Veranstalten von Labelkonzerten.
Infofolder
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„Freifeld“ (Physik, Akustik).: Ein (idealisiertes) isotropes und homogenes Schallfeld ohne Grenzflächen, Reflexionen oder Schallschatten zur Beurteilung der Natur eines Schallereignisses unabhängig von äußeren Einflüssen.
Der Verein FREIFELD wurde im Sommer 2011 von Schlagzeuger und Tonmeister Alexander Yannilos (geb. 1989) und
Pianist/Komponist Georg Vogel (geb. 1988) gegründet, um fortschrittliche Musik zu fördern und eine gemeinnützige Alternative zu etablierten kulturpolitischen und musikwirtschaftlichen Strukturen darzustellen.
FREIFELD ist der Versuch, die Prioritäten der österreichischen Musik- und Kulturlandschaft, besonders im Bereich des Jazz, der improvisierten Musik und generell allen modernen Stilistiken neu zu sortieren. Der Verein versucht die reine Vermarktbarkeit von Musik zurück an sekundäre Stelle zu stellen, wo sie das primäre Ziel, nämlich das in Gang setzen neuer kreativer Prozesse, fördert, anstatt ihm im Weg zu stehen.
Dahinter steht die Überzeugung, dass die gebündelte Eigeninitiative (nicht nur) der in Wien lebenden, fortschrittlichen MusikerInnen und generell der gesamten kulturschaffenden Bevölkerung in einem Kreislauf des Miteinanders mehr erreichen kann, als im sonst scheinbar notwendigen Gegeneinander: Mehr Ventile, mehr Output, mehr interdisziplinäre Interaktion und in Folge auch mehr Input, mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung seitens der Gesellschaft und dadurch mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit, was wiederum zu mehr Output, Interaktion usw. führt.
Um eine möglichst wirksame Plattform zu bieten und um Musik, die oft nur innerhalb einer bestimmten Szene Aufmerksamkeit findet, einer breiteren Hörerschaft zu präsentieren und zugänglich zu machen, sind die Aktivitäten des Vereins von Beginn an möglichst umfangreich und umfassen unter anderem:
- die Organisation und das Veranstalten von Konzerten im Rahmen der wöchentlichen Konzertreihe "FREISTUNDE", der Releasekonzerte des eigenen Labels sowie bei Festival-Showcases.
- die Aufzeichnung, Veröffentlichung und Dokumentation dieser Konzerte im ständig wachsenden FREISTUNDE Online-Archiv auf www.freifeld.at, dem größten, frei verfügbaren Archiv für Musik aus und in Österreich, das derzeit fast 50 Stunden Musik umfasst, die kostenlos gestreamt werden können und zum Download bereit stehen.
- Produktion und Vertrieb von hochwertigen Studio-Produktionen als Label "FREIFELD TONTRAEGER“, dessen Katalog eine stetig wachsende Zahl an Alben von renommierten MusikerInnen der Österreichischen Szene umfasst aber gleichzeitig einen Fokus auf besonders vielversprechende MusikerInnen und Projekte legt, die sonst mangels bereits bestehender Bekanntheit auf Selbstvermarktung angewiesen wären und dadurch leicht in der Musiklandschaft Österreichs untergehen.
- seit März 2016 die gemeinschaftliche Organisation einer wöchentliche Session im eigenen Vereinslokal, die ein ideales Umfeld für Austausch und Fortschritt anspruchsvoller MusikerInnen darstellt.
- die Vernetzung von Musikinteressierten und -schaffenden aus den Bereichen Jazz und improvisierter Musik, sowie allen anderen modernen Stilistiken. Das beinhaltet das langfristige Aufbauen eines Netzwerks, als Ausgangspunkt für das offene Mitwirken von Menschen aus allen möglichen Bereichen und das tatsächliche Umsetzen der so entstehenden Ideen und Projekte.
Im Folgenden werden die einzelnen Aktivitäten vorgestellt.
Die FREISTUNDE ist eine wöchentliche Konzertreihe.
Seit der Premiere am 06. Oktober 2011, hat sie bis zum Ende der Saison 2015/16 bereits 160 Mal stattgefunden.
Sie soll einen Rahmen schaffen, der den hohen Anspruch der MusikerInnen an sich und an die Projekte widerspiegelt, denen sie Bühne bietet.
Nicht zuletzt durch die Regelmäßigkeit und die stilistische Bandbreite des Programms stellt sie einen wichtigen Treffpunkt für eine große Zahl von Menschen dar und bringt seit jeher KünstlerInnen und ZuhörerInnen aus mitunter ganz verschiedenen Bereichen zusammen.
Es treten MusikerInnen allen Alters und Renommees auf, zahlreiche DozentInnen, AbsolventInnen und StudentInnen der österreichischen Konservatorien, aber auch Bands aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, Frankreich, Italien, Slowenien, Schweden, Norwegen, Russland, England, dem Iran sowie Kanada und den USA waren schon zu Gast.
Von Anfang an funktionieren die Konzerte nach dem "pay-as-you-wish"-Prinzip, um den regelmäßigen Besuch für Menschen aller Zielgruppen leistbar zu machen. Dabei soll der Tatsache entgegengewirkt werden, dass oft gerade jene Menschen, die besonders viel Wertschätzung für die Veranstaltungen aufbringen, gleichzeitig jene sind, die sich mehrere Konzertbesuche pro Woche zu zweistelligen Eintrittspreisen einfach nicht leisten können.
Bis heute findet die Reihe ohne Förderungsmittel und nur auf Basis von Eigeninitiative statt und so besteht die Gage für die auftretenden KünstlerInnen aus 70% der Eintrittseinnahmen und dem professionellen Mitschnitt des Konzerts sowie dessen Bewerbung und Veröffentlichung im Archiv. Ungeachtet dieser bescheidenen Konditionen ist die Zahl bekannter KünstlerInnen und an Premieren um die die Kulturlandschaft Wiens dank der FREISTUNDE bereichert wurde mittlerweile enorm.
Geschichte
So wie der Verein selbst, wurde die FREISTUNDE aus Enttäuschung über die Kurzlebigkeit und/oder die Exklusivität der Auftrittsmöglichkeiten und Plattformen, die Wien gerade für junge, moderne MusikerInnen und InstrumentalistInnen bietet, gestartet. Zwischen kleinen Kellerlokalen ohne Budget und gut subventionierten Institutionen die ihre Mittel und Möglichkeiten nur bereits etablierten KünstlerInnen zur Verfügung stellen, klafft eine Lücke, die zu Füllen bis heute das Leitmotiv von FREIFELD darstellt.
Aus einem Projekt von 2010 heraus, bei dem es bereits ebenfalls um die Dokumentation und das Streamen von Konzerten im Jazzbereich ging, ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem bekannten Jazz Club Porgy & Bess und bald darauf die Möglichkeit, einen neuen Konzertraum zu konzipieren.
Die Vereinsgründer nützten ihre Kenntnisse in den Bereichen Akustik, Tontechnik, Graphikdesign, etc. und ihre bestehenden Kontakte zur Wiener Szene und nahmen die Herausforderung an: Sie planten, bauten und eröffneten den vom Club "Strenge Kammer“ (und nicht wie geplant „FREIFELD“) getauften Veranstaltungsort. Die erste FREISTUNDE war gleichzeitig das erste Konzert überhaupt in diesem Raum, in dem auch heute noch Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen verschiedenster Art stattfinden.
Nach einer erfolgreichen ersten Saison war bereits klar, dass die Reihe und ihre Ideale einen großen Mehrwert für die Szene darstellen. Erste außenstehende Musiker beschlossen, ein Teil des noch jungen Vereins zu werden. Doch aufgrund der Unvereinbarkeit des nicht auf finanziellen Profit ausgerichteten Konzepts von FREIFELD mit der Ökonomie eines großen Clubs, beschloss der Verein im stetigen Streben nach Autonomie, einen neuen Veranstaltungsort zu finden.
Schnell stellte sich heraus, dass das Finden und Aufbauen eines eigenen Vereinslokals zu einem jahrelangen Projekt werden würde und so wurde nach bestehenden Räumen und Möglichkeiten gesucht, um dennoch temporär einen Rahmen für Konzerte mit Klang und Technik von hoher Qualität zu erschaffen.
Am 20. September 2012 fand die erste FREISTUNDE im MICA (Music Information Center Austria) in der Stiftgasse 29 statt, der vom Verein mit eigens entwickelten Akustikmodulen und dadurch einer Bühnensituation ausgestattet wurde. Von deren Wirkung kann und konnte man sich bei den folgenden 83 FREISTUNDEN bzw. deren Aufnahmen überzeugen.
Die Konzerte erfreuten sich von Anfang an eines regen BesucherInnenzuwachses, wodurch sie oft an die räumlichen Grenzen des Veranstaltungsortes stießen.
Nachdem im Sommer 2014 der für die Konzertreihe genutzte Seminarraum des MICA aufgrund einer baubehördlichen Untersuchung nicht mehr für Veranstaltungen genützt werden konnte, begann erneut eine mehr als ein halbes Jahr andauernde Suche nach einem neuen Zuhause für die Reihe. Im Frühjahr 2015 wurde eines gefunden: das "Wohnzimmer" im Kulturcafé 7*Stern.
Hier fand die FREISTUNDE seit März 2015 37 Mal statt und die gemütliche und moderne Umgebung kommt dem persönlichen Rahmen der Konzerte und dem Austausch von MusikerInnen und BesucherInnen sehr entgegen.
Das FREISTUNDE Online-Archiv
Von Anfang an wurde großer Wert darauf gelegt, jedes Konzert professionell aufzunehmen, um es zu dokumentieren und auch nach dem Konzert für möglichst viele Menschen verfügbar zu machen. Hierfür haben wir unter www.freifeld.at/ html/archiv das Freistunde Onlinearchiv eingerichtet, in dem jedes Konzert angehört werden kann und kostenfrei zum Download bereitsteht.
Dieses Archiv ist ausserdem AKM-lizensiert, wodurch mit jeder Veröffentlichung auch Tantiemen für die KomponistInnen anfallen. Das macht es für professionelle MusikerInnen zu einer sinnvollen Präsentationsfläche für ihr Schaffen. Alleine in den letzten vier Jahren sind so mehr als 340 angemeldete Kompositionen veröffentlicht worden und jede Woche werden es mehr.
Aber auch außerhalb des Archivs finden sich Aufnahmen aus der Freistunde wieder. So haben renommierte Künstler wie etwa David Helbock und Lorenz Raab oder das norwegische Improvisations-Trio Nørstebø/ Strid/ de Heney die Aufnahmen ihrer Konzerte als Alben veröffentlicht.
Was als Versuch, den Mangel an Gage zu kompensieren begann, ist so zu einem wichtigen Vorteil und einem wertvollen Anteil an der österreichischen Musiklandschaft geworden.
LABEL
Die Gründung des Labels FREIFELD TONTRAEGER 2014 war eine Konsequenz der großen Zahl an vielversprechenden Projekten und der engen Zusammenarbeit von Alexander Yannilos mit den MusikerInnen, der sich für sämtliche Produktionen verantwortlich zeichnet.
Die Idee war, die Ideale der FREISTUNDE weiter zu führen, Bands und KünstlerInnen langfristig zu unterstützen und neue Hörerschaften zu erschließen. Dabei werden die bestehende Infrastruktur und das Netzwerk des Vereins genützt. Bei den wöchentlichen Konzerten stehen alle bisherigen Veröffentlichungen zum Verkauf.
Zusätzlich wird jedes Album bei einem eigenen Release-Konzert präsentiert. Durch das schnelle Wachsen des Katalogs haben sich diese CD-Präsentationen zu einer eigenen Konzertreihe entwickelt, die großzügige Räumlichkeiten wie das BRICK-5 oder den Salon Harmer nützt, um auch dreistelligen BesucherInnenzahlen Platz zu bieten.
Da auch diese Label-Konzerte demselben Schema folgen wie die FREISTUNDE, also pay-as-you-wish und 70% der Einnahmen als Gage für die MusikerInnen, sind auch sie für den Verein ein auf Initiative und nicht auf Profit basierendes Unterfangen. Für die Bands allerdings stellen die Konzerte, neben einer idealen Präsentationsfläche, auch eine Möglichkeit dar, einen guten Teil der Produktionskosten wieder einzuspielen.
Dem Prinzip von FREIFELD entsprechend, sind es nicht stilistische sondern ideelle Gemeinsamkeiten, die im Vordergrund stehen und so vereint FREIFELD TONTRAEGER Musik verschiedenster Art unter einem Dach. Mit Mai 2016 umfasst der Katalog 13 Alben, noch in diesem Jahr sollen die nächsten elf erscheinen.
Auf WWW.FREIFELDTONTRAEGER.COM kann man noch mehr über die Philosphie hinter FREIFELD TONTRAEGER, über die Artists und ihre Veröffentlichungen erfahren und diese natürlich auch kaufen.
FREIFELD SESSIONS
Mittlerweile hat sich der Verein nicht nur ein eigenes Netzwerk aus unterschiedlichen Spielstätten, sondern Dank der tatkräftigen und materiellen Unterstützung von MusikerInnen und Mitgliedern auch eine Backline an Equipment und Instrumentarium aufgebaut, die umfangreich genug ist um den breiten Anforderungen von modernen KünstlerInnen an einen Konzertraum gerecht zu werden: Von Ton,- Beschallungs,— und Aufnahmetechnik bis hin zu div. Tasteninstrumenten, einem Flügel, Schlagzeugen, Bässen, Akustik-Modulen, uvm.
Unser Ziel, eine möglichst breite Infrastruktur für die Entstehung und die direkte Umsetzung kreativer Prozesse innerhalb der Wiener Szene aufzubauen und zur Verfügung zu stellen hat für FREIFELD von Beginn an auch das Erschließen neuer Locations und die Suche nach möglichst autonomen Räumen bedeutet.
Im Frühjahr 2016 hat FREIFELD sein bisher selbstständigstes Raumprojekt realisiert und veranstaltet seither eine wöchentliche Session im Vereinslokal im 16. Bezirk. In der kreativ belebten Umgebung des Yppenplatz fließen Erfahrungen, Netzwerk und Philosophie des Vereins zusammen und so hat sich in kürzester Zeit ein neuer Treffpunkt entwickelt, der es anspruchsvollen MusikerInnen erlaubt sich ganz ohne Organisationsstress oder Selbstvermarktung unmittelbar ihrem Spiel zu widmen, neue Kontakte zu knüpfen und ihren Platz innerhalb der Szene zu festigen.
Jede Woche bekommt ein/e andere/r MusikerIn die Gelegenheit die Session mit einer bestehenden, oder neu formierten Besetzung zu eröffnen.
Der autonome Betrieb ermöglicht es dem Verein bei diesen Abenden die riesige stilistische Spannweite abzudecken, aus der sich Musik von heute zusammensetzt. So reicht das Spektrum von akustischen und elektronischen Experimenten bis hin zur (vielleicht weltweit) ersten Session für Alte Musik .
In allen Aktivitätszweigen des Vereins beweist der große Andrang die ungeheure Vielfalt an fortschrittlichen KünstlerInnen und Projekten, die in Wien realisiert werden wollen. Die Resonanz mit MusikerInnen, KünstlerInnen und ZuhörerInnen aus allen Bereichen und das stetige Entfesseln des schlummernden Potentials, das das kreative Wien in sich trägt sind der Nährboden auf dem FREIFELD weiter wächst.